Kleine Getreide-Übersicht

Bereits in der Jungsteinzeit vor rund 11 000 Jahren wurde damit begonnen, Getreide anzubauen.

Das Getreidekorn ist das kleinste und zugleich vollwertigste Nahrungsmittel , das es gibt. Getreideprodukte bilden die Grundlage jeder ausgewogenen Ernährung, denn das ganze Korn enthält neben den drei Grundkomponenten Kohlehydrate, Eiweiß und Fett zusätzlich noch Mineralstoffe und einige Vitamine. Leider sind die ganzen, ungeschälten Körner sehr schwer verdaulich, weshalb der Verzehr von Vollkornbrot und Müsli bei sehr vielen Menschen zu Völlegefühl und Blähungen führt. Deshalb zerbrach man sich schon vor 5000 Jahren den Kopf darüber, wie man das Getreide verdaulicher machen könnte. Durch Dreschen und Stampfen im Mörser trennte man den Keimling und die Schale vom Mehlkörper und man entwickelte den Sauerteig, indem man einen Getreideansatz über mehr als 24 Stunden fermentierte und so das Brot genießbarer machte.

Getreide in gekochter Form ( beispielsweise als Brei, Grieß oder Nudeln) kann unser Verdauungssystem hingegen viel besser verarbeiten. Ein wichtiger Aspekt dabei sind die Ballaststoffe ( die übrigens auch in Gemüse, Obst und Blattsalaten enthalten sind): Sie brauchen viel Flüssigkeit, um ihre segensreiche Wirkung in unserem Darm entfalten zu können. Dies wird bei gekochten Getreidegerichten gleich mitgeliefert.

Laut Ayurveda sollten Gerichte aus Vollkorngetreide grundsätzlich etwa 1/3 der täglich verzehrten Speisemenge ausmachen, um bei allen Typen ausgleichend und neutral zu wirken.

Aus Sicht der TCM stützt Getreide vor allem deine Mitte (Milz und Magen). In Form von Eintöpfen oder Suppen wirkt es präventiv und therapeutisch bei Verdauungsproblemen, Müdigkeit und Kraftlosigkeit und hilft auch, die Säfte zu vermehren. Deshalb kann es im Übermaß genossen und besonders in Verbindung mit Süßungsmitteln auch zu Übergewicht führen.

Allgemeine TIPPS

✅ Hafer, Gerste, Roggen und Weizen sind auch als ganze Körner gekocht ziemlich schwer verdaulich. Wenn du diese Getreidearten für deine Körnergerichte verwenden möchtest, dann empfehle ich dir, sie vor dem Kochen mindestens 24 Stunden einzuweichen und möglichst noch weitere 24 Stunden ankeimen zu lassen.

✅ Wenn du Getreide in Körnerform verwendest, dann wasche es vor dem Kochen 2-3 Mal.

✅ Eine schnelle Möglichkeit die zum Kochen benötigte Wassermenge zu ermitteln: Setze deinen Mittelfinger auf das Getreide -> das Kochwasser sollte bis zur ersten Einkerbung des Mittelfingers reichen.

✅ Als Beilage zu einer Mahlzeit reichen 30-50 g Reis, Hirse oder Polenta pro Person. Willst du allerdings für die Bratlinge oder das Frühstück am nächsten Tag noch Getreide übrig haben, dann mach es so wie ich und koche gleich 1-2 Portionen mehr. Im Kühlschrank hält das gekochte Getreide problemlos 2-3 Tage.

✅ Bereitest du Getreide solo zu, das gilt besonders für Hirse und Reis, dann koche es ohne Zugabe von Salz. So wird es in allen asiatischen Ländern gemacht.

Backfähigkeit

Eigenbackfähiges Getreide (Brotgetreide)

  • Weizen
  • Dinkel
  • Hartweizen
  • Roggen
  • Einkorn
  • Emmer

Nicht eigenbackfähiges Getreide (als Zutat beim Brotbacken verwendbar)

  • Reis
  • Hafer
  • Gerste
  • Mais
  • Hirse
  • Grünkern
  • Pseudogetreide

Getreide

Weizen

Wirkung: kühl, süß // Herz, Nieren, Milz, Magen, Leber

Nach der TCM nährt Weizen das YIN, wirkt generell sehr nährend & befeuchtend und hilft gut bei Schlafstörungen, Nachtschweiß & Hitzewallungen.

Grundsätzlich ist weißes Auszugsmehl eine übermäßig raffinierte Essware, die laut Ayurveda die Kanäle verstopft, den Geist abstumpft, Allergien hervorruft und deshalb von allen Typen gemieden werden sollte. Allerdings ist der Vollkornweizen das kräftigendste Getreide, fördert das Wachstum bei Kindern, stärkt das Herz, lindert Herzrasen, hilft den Geist zu beruhigen und bei Schlaflosigkeit. Außerdem ist er gut bei Geschwüren, Blutungsstörungen, Entzündungen des Dickdarms und bei Hämorrhoiden. Am besten wird Weizen in Form von hefefreien Broten und Teigwaren verzehrt. Weil er Arthritis, Gicht und andere Ama (Schleim)-Zustände verstärken kann, solltest du ihn jedoch bei diesen Krankheiten vermeiden.

TIPP: Weizenbier wirkt Leber-Qi stärkend, bewegend und entspannend und kühlt Hitze und das Leber-Blut, tonisiert das Herz und beruhigt den Herz-Geist Shen.

Emmer, Kamut, Einkorn

Urgetreidearten wie Einkorn und Emmer bzw. auch Kamut, eine Weizensorte aus Ägypten, die nicht gekreuzt wurde, sind viel nährstoffreicher als moderne Weizenarten und die Wahrscheinlichkeit, dass eine Gluten-Allergie auftritt, ist um 2/3 geringer. Ansonsten sind sie in ihrer Wirkung ähnlich dem Weizen.


Dinkel

Wirkung: warm, süß // Milz, Magen, Niere, Herz

Dinkel ist eine sehr alte Getreideart und ähnlich wie Weizen aufbauend und nahrhaft, wobei er einen leicht höheren Nährwert als Weizen besitzt. Dinkel nährt das Qi und Yin und wirkt im Gegensatz zu Weizen leicht wärmend und Trockenheit befeuchtend. Er eignet sich gut bei auszehrenden Krankheiten, Leere-Hitze-Symptomen und körperlicher Schwäche, Konzentrations- und Nervenschwäche und bei Hyperaktivität. Er stärkt Milz und Magen bei Verdauungsstörungen und Durchfall.


Grünkern

Wirkung: neutral-süß, süß-nussig// Magen, Milz, Leber, Niere

Der unreif geerntete Dinkel stärkt laut TCM v.a. die Leber-Energie, regt den Stoffwechsel an, nährt das Blut, stärkt Magen und Milz bei Verdauungsschwäche, tonisiert das Nieren-Yang bei physischer und psychischer Erschöpfung und Gedächtnisschwäche. —>


Roggen 

Wirkung: neutral, süß-bitter// Milz, Magen

Roggen wirkt erwärmend und enthält von allen Getreidesorten das meiste Eiweiß, baut Qi, Substanz und Muskeln auf und hilft bei Erschöpfung und Muskelschwäche. Er stärkt den Geist, trocknet Nässe, löst Schleim auf (Ödeme, Cholesterin) und macht die Arterien durchgängig. Laut Ayurveda ist er hilfreich bei hohem Blutdruck, Schlaganfällen, nachlassender Sehkraft und Vergiftungserscheinungen des Blutes. Außerdem löst Roggen Leber-Qi-Stagnation auf und unterstützt Nägel-, Haare- und Knochenbildung.


Reis 

Wirkung: warm, süß-bitter// Milz, Magen, Lunge, Dickdarm

Reis stärkt und erwärmt die Mitte, wirkt neutral, leitet gut Nässe aus, wirkt Stuhl festigend und ist ein wichtiges Lebensmittel zur Darmreinigung und bei Hautthemen. Außerdem stärkt der glutenfreie, klebrige Reis die Lungen-Energie (spontane Schweiße, Müdigkeit) und wirkt gut bei Ödemen und bei erhöhten Cholesterinwerten.

Laut Ayurveda ist Reis leicht verdaulich und wirkt ziemlich ausgewogen auf alle Doshas. Dabei wirken Basmati, weißer Lang- und Kurzkornreis kühlend, brauner Reis und Wildreis dagegen erwärmend. Am ausgewogensten wirkt der unraffinierte, braune Langkornreis, allerdings ist er auch schwer verdaulich und muss sehr gut gekaut werden. Das beste Nahrungsmittel zur Behandlung von Krankheiten ist Kicharee, eine Art Reisbrei, ähnlich dem asiatischen Congee. –>


Gerste

Wirkung: kühl-kalt, süß-salzig// Milz, Magen, Dickdarm, Blase

Laut TCM stärkt die Gerste Qi und Blut, kühlt und leitet gut Hitze aus, stillt den Durst, kräftigt die Milzenergie, harmonisiert den Magen, hilft gut bei Übersäuerung, beseitigt Verdauungsblockaden (Dickdarm), kühlt bei Hitzezuständen und stillt Durst. Wenn sie vor dem Kochen geröstet wird, stoppt sie Durchfall. Im Ayurveda gilt die Gerste wegen ihrer sehr stark harntreibenden Wirkung als eines der besten Getreide für Kapha. Sie hilft bei der Behandlung von Rheumatismus, Arthritis, Lungenkrankheiten, Husten, Ödemen und Nierenbeschwerden. Die Gerste reinigt den Darm und ist gekeimt eine der hochwertigsten Quellen für Lebensmittelenzyme.

TIPP: Gersten-Getreidekaffee ist warm/ bitter, tonisiert das Milz- und Magen-Qi, leitet die Energie nach unten, trocknet Nässe der Lunge und leitet Kälte-Schleim ab.


Hafer

Wirkung: neutral, süß// Milz, Magen, Herz

Der Hafer wirkt wärmend und sehr kräftigend, reguliert den Blutzuckerspiegel, senkt evtl. erhöhten Cholesterinspiegel und stärkt unser Immunsystem (Abwehrenergie). Er macht die Mitte frei, senkt das Qi ab, kräftigt das Milz-Qi, Muskeln und Sehnen und stützt den Herzmuskel (besonders als Flocken, höchster Silizium-Anteil). Hafer beruhigt die Nerven, stärkt den Geist und wirkt aufbauend bei Energiemangel und geistiger Erschöpfung. Außerdem beseitigt er Nässe und hält Schweiß zurück.

Der Ayurveda hebt hervor, dass Hafer beim Gewebeaufbau hilft, nicht nur der Nerven, sondern auch der Fortpflanzungsorgane und des Bindegewebes. Allerdings könne er, im Übermaß genossen, Zustände mit vergiftetem Blut verschlimmern.


Hirse

Wirkung: neutral, süß-salzig// Milz, Magen, Nieren

Die Hirse tonisiert Qi und Blut, stärkt und harmonisiert die Mitte, Bindegewebe, Sehnen, Haut, hilft Nässe/ Schleim auszuleiten, beseitigt Durchfall, stärkt und stabilisiert die Nieren-Energie (Zahnfleischrückgang, Knochenschwund, Haarausfall, Nägel) und ist außerdem glutenfrei.

Laut Ayurveda ist die Hirse leicht trocken und eignet sich deshalb gut für Kapha-Typen. Im Übermaß verschlimmert sie nur Pitta. Sie wirkt schmierend, harntreibend und nährend und unterstützt die Genesung. Darüber hinaus kann sie bei Magenbeschwerden, Diabetes, Candidabefall, allgemein bei Verdauungsstörungen und bei morgendlichem Schwangerschaftserbrechen verwendet werden.


Mais

Wirkung: neutral, süß, leicht bitter// Milz, Magen, Leber, Gallenblase, Dickdarm, Niere

Maisgrieß reguliert generell die Mitte bzw. den Mittleren Erwärmer, tonisiert Qi und Blut, senkt Qi bei Verdauungsblockaden ab, unterstützt die Gallenblase und regt den Appetit an. Außerdem beseitigt Polenta Ablagerungen (Gicht, Rheuma, Steine), wirkt trocknend, Hitze kühlend (hoher Blutdruck), leitet Nässe aus (Ödeme) und stärkt die Nieren-Energie bei Schwächezuständen.


Pseudogetreide

Quinoa
Buchweizen
Amarant

Der Begriff Pseudogetreide bezeichnet die Körnerfrüchte von Pflanzenarten, die nicht zur Familie der Süßgräser, also der echten Getreidearten gehören. Sie werden aber ähnlich wie Getreide verwendet, obwohl sie keine Eigenbackfähigkeit besitzen. Alle Pseudogetreide sind glutenfrei und meist reich an Ballaststoffen, Mineralstoffen, Eiweiß und Fett.

Amarant

Wirkung: kühl, süß-bitter// Milz, Lunge, Niere

Amarant ist aufbauend, nahrhaft und glutenfrei und enthält mehr Kalzium als Milch. Er stärkt die Nieren und die Essenz (chronische Schwäche, Gedächtnisschwäche), kräftigt allgemein das Milz- und Lungen-Qi (Schwächezustände) und baut YIN auf. Im Gegensatz zur TCM klassifiziert ihn der Ayurveda als eher erwärmend, weshalb er im Übermaß Pitta verschlimmern kann. In Maßen genossen ist er jedoch ein sehr ausgewogenes Nahrungsmittel, das bei Hämorrhoiden, Osteoporose, und Erschöpfungszuständen eingesetzt wird.


Quinoa 

Quinoa ähnelt in seiner Wirkung dem Amarant, er enthält jedoch mehr Eiweiß. Laut TCM nährt Quinoa Blut und YIN und eignet sich gut bei Eisenmangel bzw. Blutmangel. Allerdings gilt es bei Kindern vorsichtig zu sein, denn er ist vor allem für Kleinkinder nicht gut verdaulich.


Buchweizen

Wirkung: neutral, kühl-süß // Milz, Magen, Dickdarm

Buchweizen kräftigt Milz, Magen, Herz und Venen, baut Blut auf, stärkt die Blutgefäße, ist hilfreich bei hohem Blutdruck, verbessert die Durchblutung in Händen und Füßen und hilft bei Krampfadern. Er leitet Nässe und Toxine aus (Ödeme, Haut), öffnet den Magen, senkt Qi ab und kühlt Hitze (Colitis, abdominale Schmerzen) und fördert die Milchproduktion. Laut dem Ayurveda ist Buchweizen leicht und trocken und wird deshalb von Vata- und Pitta-Typen besser mit Weizen vermischt. Er enthält kein Gluten und ist im gekeimten Zustand sehr nährstoffreich.