Grünkern und Leber-Qi

Grünkern ist ein in unseren Breiten noch ziemlich vernachlässigtes Getreide. Zu Unrecht.

Denn es lässt sich sehr vielseitig verwenden: als Beilage, in Salaten, in Aufläufen, als Hauptspeise in Laibchen. Zudem ist Grünkern sehr gesund, denn er enthält viele B-Vitamine, Eiweiß und – wichtig für Vegetarier und Veganer – Eisen (4 mg pro 100 g). Als unreif geernteter Dinkel ist das Getreide jedoch nicht glutenfrei, allerdings ist das Gluten im Grünkern deaktiviert, d.h. wenn du damit Brot backen möchtest, musst du unbedingt ein anderes Mehl (zB. Dinkel oder Weizen) dazumischen, sonst erhältst du keinen elastischen Teig.

Warum erntet man ein Getreide, wenn es noch nicht reif ist? Du kannst es Zufall nennen oder kreative Lösung in einer Hungersnot. Denn um 1660 wurde Süddeutschland von vielen Dürreperioden und nasskalten Sommern geplagt. In ihrer Verzweiflung ernteten die Bauern den unreifen Dinkel und kochten die Körner mit Wasser. Das Ergebnis war ein wohlschmeckender Brei, also versuchte man die Körner, die ja noch um die 50% Kornfeuchte enthielten, in einer Darrpfanne über Buchenholz zu trocknen und sie so lagerfähig zu machen. Durch das Darren bei 120–150 °C erhält der Grünkern seinen speziellen, nussigen Geschmack und seine olivgrüne Farbe.

Nebenbemerkung: Wenn du Grünkern kaufst, dann kaufe das Korn und nicht den Schrot oder das Mehl, weil es sehr schnell ranzig wird. Und du hast ja den Thermomix – da mahlst du das Mehl in Sekunden –> siehe: Funktion Zerkleinern von Getreide

Wenn du das ganze Korn verarbeitest, dann gehe folgendermaßen vor:

Schritt 1

Die Körner gründlich unter fließendem Wasser abspülen. Mit Wasser bedecken und über Nacht einweichen.

Schritt 2

Abgetropften Grünkern, Salz, Wasser in den Mixtopf geben,

Verwende dabei bei

200 g Körner – 400 g Wasser

300 g Körner – 600 g Wasser

400 g Körner – 800 g Wasser.

Schritt 3

Anstelle des Messbechers Gareinsatz oder Varomaboden als Spritzschutz auf den Mixtopfdeckel stellen und Funktion Reis kochen aktivieren.

Eingezwängtes Leber-Qi

Was sagt die TCM zum Grünkern? – Dazu muss ich ein bisschen ausholen: In unserer westlichen Welt gibt es ein Dauerproblem und das nennt sich eingezwängtes Leber-Qi. Die TCM hat eine sehr pragmatische Sicht auf das Leben: Alles hat hier seinen Platz, aber nichts soll überhand nehmen, damit Qi, unsere Lebensenergie frei fließen kann. D.h. Stress, Zeitdruck, nächtliches Arbeiten und Lernen, Gefühle wie Frustration, Wut, Ärger, Sorgen, Probleme mit Geld, Arbeit oder Familie… das alles ist weder gut noch schlecht, wenn es nicht von Dauer ist und wenn wir es nicht festhalten.

Ein starkes Herz lässt alle Gefühle kommen und gehen.

Das bedeutet: Alles ist gut, nur in BEWEGUNG sollte es bleiben. Sonst entsteht STAU und das Erste, was stagniert, ist das LEBER-QI.

Eine Leber-Qi-Stagnation äußert sich in vielfältiger Weise.

  • Schluckauf, Kloßgefühl im Hals, das durch Weinen und entspannte Atmosphäre besser wird
  • starke Kältegefühle, Antriebslosigkeit und Müdigkeit, die sich durch Bewegung bessert
  • Brustspannen vor der Menstruation, schmerzhafte Krämpfe oder sogar
  • Klumpiges Menstruationsblut, Gewebewucherungen – dann spricht man schon von einer Leber-Blut-Stagnation
    Kopfschmerzen, Migräne
  • Stimmungsschwankungen: Traurigkeit, Depressionen, Wutausbrüche
  • Sexuelle Lustlosigkeit bis zu Impotenz

Stagniert das Leber-Qi, dann kann sich das sehr leicht auf die Funktionskreise ausweiten, die sich gerade akut oder chronisch in einem energetischen Mangel befinden. Bei einem Lungen-Qi-Mangel kommt es dann beispielsweise leichter zu einem hartnäckigen Reizhusten oder schwankender Stimmkraft.

Ein weiteres Merkmal dafür, dass das Leber-Qi beteiligt ist, sind wechselnde Symptome: Durchfall – Verstopfung, Appetitmangel – Heißhunger, Blähungen. Manchmal führt eine Leber-Qi-Stagnation auch zu einer Umkehrung des Energieflusses. Dann kommt es zu saurem Reflux, Erbrechen und Sodbrennen.

Als Faustregel bei all diesen verschiedenen Symptomen gilt: Bessern sich die Beschwerden durch lustvolles Bewegen, Tanzen, Sport oder kreative Tätigkeiten wie Singen, Malen…dann zeigt das, dass die Leber-Energie stagniert und ins Fließen kommen möchte. Dadurch bekommen wir wieder Zugang zu unseren Gefühlen, ohne darin stecken zu bleiben, und das Leben erscheint uns wieder leichter und lebenswerter.

Frühling – Leberzeit

Diese beschriebene Leber-Qi-Problematik kann sich natürlich das ganze Jahr über zeigen, doch grundsätzlich ist nach der TCM die Leber dem Frühling und dem Element HOLZ zugeordnet. Deshalb sollten wir gerade in dieser Zeit – und der Frühling beginnt in der TCM schon Mitte Februar – auf eine Ernährung achten, die unsere Leber unterstützt.

Gerade in der Übergangszeit versuche leicht verdauliche Frühlingssuppen, viel frische Kräuter und warmes Getreide in deinen Speiseplan auszubauen.

Der Grünkern mit seiner thermisch wärmenden Wirkung hat einen direkten Bezug zur Leber, tonisiert das Blut und Qi, hilft bei niedrigem Blutdruck und Eisenmangel. Es ist ein ideales Frühlingsgetreide, abgesehen davon, dass es wunderbar nussig schmeckt, sehr positiv auf den Verdauungstrakt wirkt, Nässe ausleitet und sogar gegen Wasseransammlungen (schwere Beine oder Ödeme) hilft.